Geschichte als Bergsport

Genau wie das Slacklinen hat auch die Bergsportart Highlinen ihren Ursprung im Klettersport.

Highlinen ist das Begehen eines Kunststoffbandes in der Höhe, wobei zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind. So sind beispielsweise alle Komponenten eines Highline-Systems redundant abgesichert und der*die Highliner*in läuft mit Sicherung und Klettergurt.

Die Kletterer*innen brachten das Highlinen aus dem Yosemite Nationalpark aus den USA nach Europa und in die Schweiz. Die erste Highline wurde 1983 in den USA begangen, die älteste dokumentierte Highline in der Schweiz stammt wohl vom 7. Juni 2004. Stephan Siegrist hat damals eine ca. 8m lange Highline am Hintisberg, BE begangen. 

Dean Potter (USA) und Stephan Siegrist bei einer Highline am «Chorrillo del Salto», 2006 in Patagonien

Im Jahr 2007 gelang es dann dem Luzerner Mathias Thalmann eine Highline von über 20m Länge an der Schrattenfluh zu begehen und Stephan Siegrist querte eine Line oberhalb von Interlaken – dies waren die ersten Berichterstattungen zum Highlinen in der Schweiz (Achtung: die Aufbautechniken aus dieser Zeit entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard!).

Kurz danach in den Jahren 2007-2009 entwickelten sich unabhängige Highline Szenen in der Innerschweiz, Bern und der Romandie welche sich alle um 2009-2010 kennenlernten. Zu den ersten aktiven Highlinern der Schweiz, welche regelmässig in der Höhe balancierten, gehörten Thomas Buckingham (Schwyz), Bernhard Witz, Kaspar Langenegger, Yves Hueber, Kaspar Burkhalter und Reno Moser (alle Bern), sowie Jérémy Folly, James Clulow, Sebastien Collet und Alain Custovic (alle Romandie). 

James Clulow auf einer 40m highline in ‹la dégorge› in Mauvoisin, Val de Bagne (VS,CH) im September 2012

2012 traf sich eine grössere Gruppe Schweizer Highliner*innen zum ersten Mal in Ponte Brolla, damals initiiert durch Samuel Volery und Salvatore Daniele aus Zürich. Die Berner bauten im selben Jahr die erste Space Highline der Schweiz auf (eine Verbindung von mehreren Highlines). Samuel Volery und Alexis Gonin übten sich schon an dynamischen Tricks wie Saltos auf der Highline.

Die Schweiz war bereits in den frühen Jahren ein beliebtes Ziel der internationalen Highline Community. Zu den ersten Grossprojekten gehörte die Begehung der Mönchsbüffel Highline im Lauterbrunnental im 2010 mit Slackliner*innen aus den USA, Kanada, Deutschland und Österreich.

Bernhard Witz auf der 70m Mönchsbüffel Highline, Lauterbrunnental – damals Schweizer Rekord

Global markiert 2012 das erste Jahr mit einer markant zunehmenden Highline Aktivität. Dies motivierte Bernhard Witz und Thomas Buckingham erste Highline Empfehlungen zu verfassen, welche unterdessen in der vierten Version vorliegen, in dutzende Sprachen übersetzt wurden und auf der ganzen Welt verwendet werden.

2014 markiert ein wichtiges Jahr im Highlinen: der Aufbau wurde grundsätzlich hinterfragt. Die Highlines wurden fortan mit niedriger Spannung und lockeren Backups aufgestellt. Dies ermöglichte es auf einmal 100+m Highlines zu begehen, welche vorher äusserst schwierig waren. Zwei Jungs aus der Westschweiz (Raphael Bacot und Remy Boser) machten besonders auf sich aufmerksam, sie liefen diverse Weltrekorde, einige davon Blind.

Raphael Bacot, Wallis

2015 baute Samuel Volery zum ersten Mal die 540 Meter lange Churfirsten Highline auf, dies war der Startschuss für die Zusammenarbeit mit dem BAZL. Solch exponierte Highlines benötigten nicht nur eine Meldung, sie mussten auch speziell signalisiert und bezahlt werden. Es folgten diverse Weltrekorde im Highlinen durch Samuel Volery in verschiedensten Ländern, wobei sein Fokus aufgrund der strikten BAZL Vorgaben und damit verbundenen Kosten immer mehr ins Ausland verlagert wurde.

Samuel Volery auf der 540m Highline bei den Churfirsten

2019 wurde die mit 800m damals längste Highline der Schweiz im Kanton Graubünden oberhalb Flims aufgebaut und begangen. Es folgten Highlines von 900m (Kt. Vd) und 1400m Länge (Kt. Gr) in der Schweiz (siehe Rekorde).

Samuel Volery macht einen Handstand auf der 800m Highline oberhalb Flims

Unterdessen zählt die Schweiz rund 400 Highliner*innen, rund 100 davon sind sehr aktiv und trainieren mehrfach wöchentlich.